Der VTFF, der Verband der technisch-kreativen Dienstleister für Film und Fernsehen setzt sich seit über 70 Jahren für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Studiobetrieben, Postproduktions-, Ton- und VFX Firmen sowie Verleihern ein. Die Status quo Situation in der deutschen Filmförderung führt jedoch dazu, dass der Produktionsstandort Deutschland vom aktuellen Filmdreh-Boom in Europa abgehängt wird. Technologieabbau und Manpower-Drain bei den technisch kreativen Dienstleistern sind die Folge.
Zahlreiche europäische Länder haben es in den letzten Jahren vorgemacht: nun zieht Österreich nach. Der VTFF verfolgt mit großer Aufmerksamkeit, das jetzt auch dieses Nachbarland zum Jahreswechsel der Branche neue steuerliche Anreize bietet. Damit setzt Österreich ein starkes Signal in Richtung der Produktionsdienstleistenden im Studiobereich, im VFX-Sektor und anderen zukunftsweisenden Hochtechnologiebereichen der Filmwirtschaft. Österreich wird so zu einem attraktiven Ort für aufwendige internationale Film- und Serienproduktionen.
Als erfolgreiche „Game-Changer“ im internationalen Standortwettbewerb um große Filmprojekte haben sich seit einigen Jahren speziell die an die Produktionsdienstleister adressierten steuerbasierten Anreizmodelle in der Filmförderung erwiesen. Sie geben den vier Kernanliegen nach Rechts- und Planungssicherheit, einem konkurrenzfähigen Förderniveau, Adressatengerechtigkeit und einfacheren, gremienunabhängigen Antragsverfahren Raum. Bereits im vergangenen November hatte der VTFF in einem Positionspapier die deutsche Politik aufgefordert, die Filmförderung entsprechend zu reformieren. Die Film- und Serienproduktionswirtschaft ist ein bedeutender, volkswirtschaftlich relevanter Treiber auf dem Weg in das digitale Zeitalter. Aus der engen Verbindung von Medien und IT entstehen digitale Lösungen für die Zukunft. So sind die im VTFF zusammengeschlossenen Firmen täglich damit beschäftigt, herkömmliche Arbeitsweisen in der Filmwirtschaft in digitale Workflows und nachhaltigere Produktionen im Sinne von „Green Production“ zu überführen. Dies geht mit einer großen Breite an innovativen, kreativen und sicheren Hochtechnologiearbeitsplätzen einher und verspricht daneben einen durch die Förderung angestoßenen „return on investment“.
Was steht hinter dem Ziel, Mittel in die Hand zu nehmen, um speziell auch große, ausländische Filminvestments ins eigene Land zu holen? Zum einen würde der bisher bestehende, kaum aufzulösende Verteilungskonflikt zwischen kleinen, mittleren und großen Antragstellenden um die budgetär gedeckelten Finanztöpfe der Film- und Serienförderung entschärft. Insbesondere würde eine früh im Jahr beantragte Großproduktion von den anderen nicht mehr als unangemessene Einschränkung ihrer eigenen Fördermöglichkeiten angesehen werden können. Zum anderen ist es aber vor allem die Erkenntnis, dass in aller Regel der heimische Markt allein zu klein ist, um einen bedeutsamen digitalen filmwirtschaftlichen-/ VFX-Sektor zu entwickeln und nachhaltig auszulasten.
Andere Länder zeigen, dass die Rechnung einer entsprechend gestalteten Filmförderung aufgeht: es entstehen dort neue Studios; Geräte und Tech Hubs sowie Postproduction Hubs werden aufgebaut, die Filmbranche boomt allerorten! In Deutschland hingegen ist die Studiolandschaft statisch und zum allergrößten Teil mit Showproduktionen belegt. Was hochwertige internationale Film- und Serienproduktionen betrifft, sind die deutschen Studios als einzige in Europa weit unterausgelastet, es findet ein Technologieabbau und Manpower-Drain statt. Das Ausland profitiert davon: hochspezialisierte, international sehr geschätzte deutsche Crews (Produktionsleiter, Location Manager, Accountants, Techniker etc.) werden zunehmend im Ausland (insbesondere Großbritannien, Tschechien, Ungarn, Italien) unter Vertrag genommen, wesentliche virtuelle VFX-Technologie wird abgebaut und dorthin verbracht.
In Deutschland funktionieren noch kleinere Produktionen ohne hohe technische Anforderungen und ohne zukunftsweisende Technologien. Die hiesige Film- und Serienproduktion verharrt überwiegend im Mittelmaß.
Dieser Entwicklung sollte dringend rasch Einhalt geboten werden, sonst wird der Film- und Serienproduktionsstandort Deutschland dauerhaft Schaden nehmen.
Also: weg von Bürokratie und dem Fördern nach dem Gießkannenprinzip, hin zu einem steuerlichen Anreizsystem unter Rahmenbedingungen, die langfristige Planungssicherheit schaffen.
Die im VTFF zusammengeschlossenen Firmen stehen bereit, um die ihnen zukommende Schlüsselrolle für die genannten positiven Entwicklungsperspektiven der Film- und Serienproduktionswirtschaft wieder verstärkt vor Ort auszuüben. Ein Blick in große europäische Filmnationen wie Frankreich oder Großbritannien mit ihren im internationalen Wettbewerb wirksamen steuerlichen Anreizmodellen weist den Weg dorthin!
Meinungsbeitrag von Achim Rohnke, Geschäftsführer/ CEO des VTFF