Wirtschaftliche Lage und Stimmung unter VFX-Studios sind schlecht, zeigt Umfrage des VTFF
Die internationale Verbreitung des digitalen Kinos und die Ansprüche des Publikums an qualitativ hochwertige Produktionen haben zu einem VFX-Boom geführt. Auch in Deutschland wird kaum noch ein anspruchsvoller Kino- oder TV-Film ohne den Einsatz von Visual Effects in der Postproduction gedreht. Vor allem der asiatisch-pazifische Raum mit seinen riesigen Märkten in China und Indien boomt. Das Marktforschungsinstitut Vantage schätzt den Umsatz des globalen VFX-Marktes auf rund 29 Milliarden Dollar und erwartet bis 2030 ein Wachstum von 10,8 Prozent pro Jahr (https://www.vantagemarketresearch.com/de/industry-report/vfx-market-1773).
In Deutschland hat sich eine noch vergleichsweise kleine Szene aus VFX-Unternehmen entwickelt. Ihre oft mit Preisen gewürdigten Arbeiten an großen Film- und TV-Projekten beweisen, dass sie kreativ und technologisch ein hohes Niveau erreichen. Dennoch sind Lage und Stimmung in diesem für die TV- und Filmbranche so wichtigen Zukunftsmarkt schlecht, wie eine aktuelle Umfrage des VTFF unter den VFX-Dienstleistern beweist. So gaben 72,8 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das erste Halbjahr 2024 „etwas schlechter“ bis „deutlich schlechter“ als erwartet gelaufen sei. („Eher schlechter“ 45,5 % und „Deutlich schlechter“ 27,3 %; „Deutlich besser gelaufen“ 9,1 %; „Entspricht unseren Erwartungen“ 18,2 %). Folgerichtig beurteilen jeweils 36,4 Prozent der Befragten ihre aktuelle Umsatzrendite als „verbesserungswürdig“ oder gar „prekär“ („Optimal“: 0 %, „Gut“: 18,2 %, „Befriedigend“: 9,1 %).
Der Blick Richtung Jahresabschluss ist von Pessimismus geprägt; 36,4 Prozent der befragten VFX-Unternehmen erwarten eine „leicht bis mäßig“ sinkende Umsatzrendite, 27,3 Prozent sogar, dass die Umsatzrendite um mindestens zehn Prozent und damit „deutlich“ sinken wird („Wird stagnieren“: 27,3 %, „Leicht bis mäßig steigen“: 9,1 %, „Wird signifikant steigen“: 0 %).
Die größten Herausforderungen sehen die VFXler im höheren Kostendruck durch die Auftraggeber (100 %), rückläufigen Aufträgen bei Kinoproduktionen (72,7 %) sowie im Attraktivitätsverlust des gesamten Produktionsstandortes Deutschland (63,6 %). Wie groß die Abhängigkeit der VFX-Szene von der ebenfalls kriselnden Kinobranche ist, belegt die Antwort auf die Frage, wer aktuell die größten Wachstumstreiber sind: 72,7 Prozent der Befragten nannten Film- und -Fernsehproduktionen.
„Die Befragung zeigt, dass der Boom in der internationalen Film- und Fernsehbranche auch im VFX-Segment an Deutschland vorbeirauscht“, resümiert VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke die Ergebnisse der Befragung. Dies sei um so fataler, da es sich um einen technologisch getriebenen Markt handle, auf dem sich die Zukunft der gesamten Branche mitentscheide. „An den VFX-Unternehmen zeigt sich das ganze Dilemma des Filmstandorts Deutschland. Kreativ und technologisch halten die Dienstleister international mit, allein die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen fehlen.“ Rohnke erneuerte seine Forderung, die begonnene Reform der Filmförderung schneller und in Gänze umzusetzen: „Wir brauchen mehr Tempo.“
Der VTFF-Geschäftsführer kündigte an, dass sich der Verband in Zukunft noch stärker für die VFX-Unternehmen engagieren werde. „Der VTFF ist die starke Stimme der technisch-kreativen Dienstleister in der Film- und Fernsehbranche. Dies gilt auch und gerade für alle VFX-Unternehmen.“
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